Nachbetrachtung unseres Webinars Frieden ist möglich! Friedenspläne im Ukraine-Krieg und die öffentliche Debatte in Deutschland und Europa

(Die abgedruckten Redebeiträge geben nicht unbedingt wörtlich die Veranstaltung wieder, von Frau Demirel liegt leider keine Verschriftlichung des Redebeitrages vor.)

Begrüßung (Thomas Krings)

Im Namen aller beteiligten Organisationen möchte ich Sie/Euch gerne willkommen heißen zum 2. Peace Calling Webinar: Frieden ist möglich! Friedenspläne im Ukraine-Krieg und die öffentliche Debatte in Deutschland und Europa

Möglich wurde diese Veranstaltung durch die Kooperation zwischen dem Connection e.V., der Unabhängigen Grünen Linken, dem Verein gewaltfrei grün und der Grünen Alternativen.

Wir möchten mit den Peace Calling Webinaren einen Informations- und Diskussionsraum bieten, welcher Solidarität nicht mit Waffenlieferungen verbindet und Gewalt nicht als ein Mittel der Konfliktlösung akzeptiert – wir wollen den bekannten Argumenten, Positionen der Friedensbewegung entgegensetzen. Nutzen Sie mit uns die Chance sich von Expert*innen informieren zu lassen, Argumente zu sammeln, Rückfragen zu stellen, um sich aktiv und fundiert in der politischen Diskussion für friedliche Lösungen dieses Konfliktes einzusetzen.

Eskalierende Gewalt wird in vielen Kriegen als legitimes Mittel zur Konfliktlösung eingesetzt. Auch in Israel und Palästina. Trotzdem hat sich das Podium entschieden sich auf den Konflikt in der Ukraine zu konzentrieren, um der Bedeutung und gebotenen Tiefe des jeweiligen Konfliktes gerecht werden zu können.

Einleitung und Moderation Maria Feckl: Begrüßung – Programmvorstellung des 2. Webinar Peace Calling

Vielen Dank Herr Krings.

Ein herzliches Willkommen auch von mir. Schön, dass Sie hier sind. Ich freue mich, Sie durch dieses Webinar begleiten zu dürfen.

Frieden ist möglich! – so der Titel unseres Webinars und auch unser Ziel für diesen Abend. Wir wollen den Frieden in den Fokus nehmen und ihn vorbereiten. Wir wollen Argumente liefern, die uns wieder sprechfähig machen in den oft festgefahrenen Diskussionen. Wir wollen uns ermutigen, uns in die öffentlichen Debatten einzumischen, auch wenn wir lächerlich gemacht oder angefeindet werden. Wichtig ist es, dass wir Wege finden, miteinander wieder in den Austausch zu kommen.

Warum ist die Friedensbewegung kaum hörbar? Welche Friedensinitiativen gab es bereits? Wie könnte ein Plan zum Frieden aussehen? Welche politischen und gesellschaftlichen Initiativen gibt es auf deutscher und europäischer Ebene? In den Peace Calling Webinaren schaffen wir Räume zum Wissensaustausch und zur Diskussion.

Wir werden einen Bogen schlagen genau von diesen Diskussionen im Freundeskreis und in der Öffentlichkeit, in Politik und Medien, über die sogenannte Zeitenwende des Ukraine-Krieges und die scheinbar daraus resultierende notwendige Aufrüstung und Militarisierung.

Frau Dr. Käßmann wird den Abend eröffnen und über die Situation der Friedensbewegung, die öffentliche Diskussion und den Umgang mit Pazifistinnen und Pazifisten sprechen. Von der Verleumdung der Pazifist:innen und der Friedensbewegung in ihren vielen Facetten – alles hätten sie die Regierungskoalition der letzten 20 Jahre gebildet.

Herr Clemens Ronnefeldt wird uns die Friedenspläne für die Ukraine erläutern und vergangene und aktuelle Initiativen vorstellen. Nach 22 Monaten völkerrechtswidrigem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und einem 8-jährigen vorangegangenen Bürgerkrieg sehnen wir uns nach dem Friedensprojekt Europa zurück.

Der Frieden in Europa und Deutschland und die ihn bedrohende zunehmende Militarisierung ist das Thema von Frau Özlem Alev Demirel. Am 8. Juni 2024 ist Europawahl. Wo steht die EU heute?

Beginnen wir mit der ersten Referentin: Frau Dr. Margot Käßmann

  1. Dr. Margot Käßmann:
    Die Situation der Friedensbewegung, die öffentliche Diskussion und Umgang mit Pazifistinnen und Pazifisten

Vorstellung Person
Frau Dr. Margot Käßmann war Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers (1999-2010) und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (2009-2019). Sie ist Mitglied der DFG-VK (Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner und Gegnerinnen), gegründet von Bertha von Suttner 1892). Frau Dr. Käßmann ist Pazifistin und setzt sich schon lange für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung (KDV) ein. So war sie von 2002 – 2014 Präsidentin der Zentralstelle KDV. Seit 2018 sind Sie im Ruhestand. Jedoch als Friedensaktivistin und Buchautorin erheben Sie immer wieder ihre Stimme wie in ihrem neu aufgelegten Buch „Entrüstet Euch-Von der bleibenden Kraft des Pazifismus“. Sie haben das erste Peace Calling Webinar mit Pazifist*innen aus Russland, der Ukraine und Belarus moderiert. Mit vielen Vortragsabenden setzen Sie sich für einen offenen, respektvollen und kontroversen Diskurs in der Gesellschaft ein.

Herzlich Willkommen, Frau Dr. Käßmann.

Einstieg ins Thema:
Sie referieren heute zum Thema:

Die Situation der Friedensbewegung, die öffentliche Diskussion und Umgang mit Pazifistinnen und Pazifisten

Die Diskussionen in der Politik, den Medien und letztendlich auch in der Öffentlichkeit sind rauer geworden. Die Haltung – andere Meinungen wenigstens zu versuchen zu verstehen, sie gelten zu lassen, sie zu respektieren – scheint verloren gegangen.

Heribert Prantl, erinnerte uns in seiner Kolumne in der SZ im November dieses Jahres an den FDP-Politiker Wolfgang Mischnik. Er war von 1968 bis 1991 Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. Es war in der Zeit der großen Friedensdemonstrationen der 1980er Jahre gegen die Stationierung von nuklearen US-Mittelstreckenraketen in Deutschland und den NATO-Doppelbeschluss. Herr Mischnik kritisierte zwar damals die Kritiker und Kritikerinnen aus der Friedensbewegung: sie würden nicht erkennen, dass zur Sicherung des Friedens nicht nur der Wille zum Frieden, sondern auch der Wille zur Verteidigungsbereitschaft gehöre. Aber er sagte auch, man dürfe solche „Andersdenkende“ nicht wie Feinde behandeln.

Welche Erfahrungen machen Sie, Frau Dr. Käßmann in letzter Zeit, in den letzten Jahren mit Veränderungen in der Sprache, in der Kultur unserer Diskussionen und im Umgang mit Andersdenkenden?


Dr. Margot Käßmann:

Der schleichenden Militarisierung der Gesellschaft widerstehen

Am Vorabend der Stuttgarter Friedensdemo unter dem Motto „Stoppt das Töten in der Ukraine“ vom 10. September habe ich „Das aktuelle Sportstudio“ geschaut. Prinz Harry und Verteidigungsminister Pistorius waren zu Gast. Berichtet wurde über die Invictus-Games, die in diesem Jahr in Deutschland stattfanden. Kriegsversehrte werden über Sport wieder in die Gesellschaft integriert. An sich eine gute Sache, denkt die unbedarfte Zuschauerin. Vorgestellt werden Angelo und Jens. Der eine hat eine posttraumatische Belastungsstörung, der andere hat beide Beine im Afghanistankrieg verloren. 

In der gesamten Sendung aber wird die Ursache für die Behinderungen nicht ein einziges Mal genannt. Der Kommentator sagt: „Um Ruhm und Ehre geht es nicht, davon ist unter den Teilnehmenden schon genug vorhanden!“. Der Verteidigungsminister lobt die Versehrten, die „für unser Land gekämpft haben“. Sie seien „Rolemodels“. Im Publikum sitzen erkennbar Soldatinnen und Soldaten, die eifrig klatschen. Und dann wird berichtet, dass die Invictus Games von der Rüstungsindustrie gesponsert werden.

Ich konnte nicht fassen, dass der Krieg nicht einmal in Frage gestellt wurde. Von der immensen Suizidrate unter Kriegsteilnehmenden ist nicht die Rede. In den USA nehmen sich täglich 20 Kriegsveteranen das Leben! Keiner fragt: Wofür haben die Menschen ihr Leben riskiert. Was ist mit denen, die gestorben sind?

In einem Kommentar der Sendung von Jana Stegemann in der SZ vom11.09.23 hieß es: „Nach 45 Minuten stellt die Moderatorin die erste kritische Frage an Boris Pistorius, den zurzeit in Deutschland beliebtesten Politiker. Ob er verstehen könne, dass Kritiker in den vom Rüstungskonzern Boeing gesponserten Invictus Games eine Heroisierung von Krieg und Militär sähen? Der Verteidigungsminister verneint. Es gehe darum, Solidarität und Respekt für die Einsatzkräfte zu zeigen. Krieg sei kein Computerspiel, sondern Schrecken und Tod.“ Dass das Sportstudio vollkommen unkritisch berichtet, hat mich massiv befremdet. Es ist ein Zeichen für die Veränderung in unserer Gesellschaft.

Es gibt weiter Indizien für die Militarisierung. Das ist zum einen die Sprache. „Helden“, „Blutzoll“, „Flanke“ – all das gehört neuerdings zum Sprachgebrauch in den Nachrichten. Die Außenministerin erklärt, wir dürfen nicht „kriegsmüde“ werden. Der Verteidigungsminister meint gar, wir müssten „kriegstüchtig“ sein.

Aber auch die angeblich neue Rolle der Bundeswehr passt ins Bild. Obwohl im Koalitionsvertrag von 2021 steht „Ausbildung und der Dienst an der Waffe bleiben volljährigen Soldaten vorbehalten“ (S. 146) und obwohl der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes Deutschland wegen der Rekrutierung Minderjähriger kritisiert hatte, erhöhte sich ihre Zahl 2022 um 23 Prozent gegenüber 2021 auf 1.773, darunter 327 Mädchen. Das Kinderhilfswerk terre des hommes, dessen Botschafterin ich die letzten Jahre war, nennt das ein „Armutszeugnis“ für die Bundesregierung. Bundesminister Pistorius. wirbt inzwischen für „Schnupperpraktika“ und fordert ungehinderten Zugang für Jungoffiziere an Schulen, um den Dienst in der Bundeswehr Jugendlichen schmackhaft zu machen. 

Dazu passt der Antrag der CDU im Bundestag, für die bessere Sichtbarkeit von Soldaten in der Öffentlichkeit einen nationalen Veteranentag „für Respekt, Anerkennung und Würdigung unserer Soldatinnen und Soldaten“ ins Leben zu rufen.

Rüstungsexporte

Vor Kurzem habe ich die offizielle „Liste der militärischen Unterstützungsleistungen“ an die Ukraine der Bundesregierung Stand 7.8.2023) ausgedruckt. Es sind satte zwölf Seiten DIN A 4: 10 Kampfpanzer Leopard 1 A5, 18 Kampfpanzer Leopard 2 A6, 40 Schützenpanzer Mader mit Munition, 15.510 Schuss 155mm Artilleriemunition, 5 Mehrfachraketenwerfer MARS II mit Munition, 14 Panzerhaubitzen 2000 und so weiter und so weiter. Material für 22 Milliarden Euro wurde inzwischen transferiert.

Seit vielen Jahren engagiert sich die Friedensbewegung gegen Rüstungsexporte. Wir haben vor allem kritisiert, dass entgegen dem tradierten politischen Konsens immer wieder Waffen in Krisen- und Kriegsgebiete geliefert wurden, beispielsweise an Saudi-Arabien, das im Jemen Krieg führt. Mit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gibt es keinerlei Zurückhaltung mehr. Eigentlich hatte die Ampel geplant, die Exporte zurückzufahren und ein Kontrollgesetz auf den Weg zu bringen. Stattdessen waren 2021 und 2022 mit Rüstungsexporten in Höhe von je fast zehn Milliarden Euro in der Geschichte der Bundesrepublik die Jahre mit den höchsten Rüstungsexporten, die es je gab (ZDF 27.12.22). Die weltweite Aufrüstung nimmt rasant an Fahrt auf. Daran verdient vor allem die Rüstungsindustrie. Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine ist die Aktie von Rheinmetall von 90 auf 290 Euro gestiegen. Die Prognosen sind bestens zeigen Analysten und stufen die Aktie als „attraktiv“ ein.

Dazu passt leider auch die Meldung, dass der ehemalige Aussenminister Joschka Fischer Atomwaffen für die EU fordert. „wir müssen unsere Abschreckungsfähigkeit wiederherstellen“, sagte der frühere Grünen-Politiker bei Zeit online (3.12.23).

2001 war ich vom dortigen Oberbürgermeister eingeladen, in Hiroshima zum Gedenktag des Atombombenabwurfs am 6. August 1945 eine Ansprache zu halten. Wer die Geschichten der Menschen dort hört, die miterlebt haben, wie andere geradezu verglühten, wer die Angst vor Missbildungen begreift, weil die genetischen Veränderungen bis heute reichen, kann nicht verstehen, dass irgendein Mensch auf die Idee kommen könnte, noch einmal eine Atomwaffen einzusetzen! Und doch bringt vor allem Dimitri Medwedew immer wieder einen möglichen Atomwaffeneinsatz Russlands gegen die Ukraine ins Gespräch. AuchDonald Trump fragte in seiner Zeit als US-Präsident: „Wenn wir Atomwaffen haben, warum setzen wir sie nicht ein?“ Alles spätestens im Februar statt stattfinden Und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärt: „Diese nukleare Teilhabe ist wichtig für die Nato. Und ich dränge so viele Bündnis-Partner wie möglich, Teil dieser nuklearen Teilhabe zu sein – das schließt Deutschland ein.“

Angesichts solcher Aussagen von Menschen, die Verantwortung tragen, ist ganz klar Widerspruch angesagt! Friedensforscher zeigen, dass die Atommächte in die Modernisierung ihrer Atomwaffen investieren. Zurzeit, so das Friedensforschungsinstitut Sipri gibt es etwa 13.865 Atomwaffen auf der Welt. Zwanzig davon lagern höchstwahr- scheinlich in unserem eigenen Land, in Büchel. Es ist nicht besonders transparent, dass wir noch nicht einmal das genau wissen, selbst die Existenz dieses Depots wird offiziell nicht bestätigt. Dabei hat jede Atombombe des hier höchstwahrscheinlich lagern (Typs B-61) die drei- bis vierfache Sprengkraft der Hiroshima-Atombombe. 

Zudem: Kriegsdienstverweigerung ist ein Menschenrecht. 300.000 junge Männer haben Russland verlassen. Sie werden zum Teil als Feiglinge diffamiert. Nein, sie verweigern auf ihre Weise. Und sie sollten als politisch Verfolgte bei uns Asyl erhalten. Männer in der Ukraine zwischen 18 und 60 Jahren dürfen das Land nicht verlassen. Allein 163.000 von ihnen haben aber allein im ersten Kriegsjahr Zuflucht in Deutschland gesucht und müssen nun befürchten, in den Kriegsdienst ausgeliefert zu werden. Stimmt das mit europäischen Werten überein, frage ich mich. Kriegsdienstverweigerung ist ein Menschenrecht.

Und nicht zuletzt wird die Friedensbewegung diskreditiert. Nach der Demonstration in Berlin am 25.11. schrieb selbst die SZ Friedensdemonstration in Anführungszeichen. In einem Interview sagte der Militärökonom Marcus Keupp „Ich möchte nicht von Verhandlungen sprechen, weil das Wort durch die. Pro-Kreml-Clique ideologisch vorbelastet ist.“ (SZ 18.9.23) Das bedeutet, allein der Begriff Verhandlungen ist bereits kontaminiert. Von „selbsternannten Friedensfreund“ ist die Rede. Und natürlich von „Putinverstehern“. Volker Beck twittert, ich sei ethisch mit meinem „Teestubenpazifismus“ immer auf der falschen Seite (was impliziert, dass er auf der richtigen ist). Sasha Lobo nennt uns „Lumpenpazifisten“, Roderich Kiesewetter „wohlstandsverwöhnt“. Und der Bundeskanzler „gefallene Engel aus der Hölle“.

Gestern nun wurden die Haushaltskürzungen bekanntgegeben. An Freiwilligendiensten wird gekürzt. Die acht Milliarden Euro für die Aufrüstung der Ukraine werden nicht in Frage gestellt. Das kann doch nicht unwidersprochen bleiben. Ich kann nicht verstehen, warum die Friedensbewegung zur Zeit so wenig Zulauf und Gehör findet. Ist es die Angst, von der AfD vereinnahmt zu werden? Geht das Thema nicht nahe genug? Friedrich Siegmund Schultze hat 1946 formuliert: „..die Menschheit läßt sich wie stets in die Verantwortungslosigkeit hineinschläfern…“.

Ein guter Ansatzpunkt für Friedensethik: sich nicht in Verantwortungslosigkeit „hineinschläfern“ lassen!

Auf jeden Fall möchte ich ermutigen, Stellung zu beziehen, nicht zu schweigen. Es ist Zeit für eine Zeitenwende in Richtung Frieden.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


Vielen Dank Frau Käßmann. Ich würde gerne an dieser Stelle kurz eine paar Rückfragen aus dem Chat einfügen. Die ausführliche Diskussion folgt nach allen 3 Beiträgen.


Nun kommen wir zu unserem 2. Referenten des Abends:

Herr Clemens Ronnefeldt ist Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des internationalen Versöhnungsbundes.

Er ist Referent, Moderator und Buchautor. Schwerpunkte seiner Arbeit waren der Jugoslawien-Krieg wie auch die Brennpunkte von Gewalt und Kriegen im Nahen und Mittleren Osten. In Zusammenarbeit mit Transparenz TV hat er wöchentlich unter dem Motto „Friedensfragen mit Clemens Ronnefeldt“ mit Menschen aus der Friedensarbeit aktuelle Themen diskutiert. Von 2006 bis 2021 hat er die Internationale Münchner Friedenskonferenz wesentlich mitgestaltet und ist heute ihr Ehrenkurator.

An dieser Stelle möchte ich auf den sehr informativen Newsletter von Herrn Ronnefeldt hinweisen. Dieser erscheint immer mittwochs und beleuchtet aktuelle, friedenspolitische Themen. Im Jahr 2017 wurde Herr Ronnefeldt für seine Arbeit mit dem Peter-Becker-Preis ausgezeichnet. Er sagte einmal von sich selbst „Gewalt und Krieg zu delegitimieren und selbst konstruktive, gewaltfreie Lösungen zu erarbeiten, darin sehe ich eine äußerst sinnvolle Aufgabe.“

Herzlich Willkommen, Herr Ronnefeldt.

Einstieg ins Thema:
Sie referieren heute zum Thema:

Friedenspläne für die Ukraine – vergangene und aktuelle Initiativen

Ende November fand das Treffen der NATO-Außenminister in Brüssel statt. Die deutsche Außenministerin sprach sich in Brüssel implizit für eine neue ukrainische Offensive aus und erklärte, man tue „alles dafür, dass die Ukraine auch im nächsten Jahr so viele ihrer eigenen Staatsangehörigen befreien kann, so viele Dörfer und Städte befreien kann, wie es ihr möglich ist“. Im Bundesetat 2024 wurde die Militärhilfe für die Ukraine von 4 auf 8 Mrd. € erhöht.

Andere Töne hörte man von Militärs im NATO-Hauptquartier, die bezweifeln, dass die ukrainischen Streitkräfte noch Erfolge gegen die russischen Truppen erzielen könnten. Vielmehr war von einer „Strategie der Eindämmung“ zu hören.

Wo sind die Friedensinitiativen?

Die Europäische Union hat 2012 den Friedensnobelpreis erhalten. Boris Pistorius, unser aktueller Verteidigungsminister, war viele Jahre Oberbürgermeister von Osnabrück, der Stadt des westfälischen Friedens. Als Oberbürgermeister hat er alle zwei Jahre den Erich-Maria-Remarque Friedenspreis verliehen.

Kann es sein, dass bis heute – nach fast zwei Jahren Krieg – weder von der Bundesregierung noch von der EU eine einzige diplomatische Initiative gekommen ist, den Krieg politisch zu beenden?


Den Vortrag von Herrn Ronnefeld können Sie HIER als PDF herunterladen.


Vielen Dank, Herr Ronnefeldt. Auch an dieser Stelle ein paar kurze Rückfragen zu den Friedensinitiativen in der Ukraine.

Özlem Alev Demirel:

Deutschland und Europa, die aktuelle politische Situation und die zunehmende Militarisierung

Unsere 3. Referentin ist Frau Özlem Alev Demirel, Europaabgeordnete

Vorstellung Person

Als Tochter einer politischen Flüchtlingsfamilie kam Frau Demirel 1989 (im Jahr der friedlichen Revolution und deutschen Wiedervereinigung) nach Deutschland. Sie sind nicht einfach aus der Türkei gekommen, sondern mussten mit Ihrer Familie damals fliehen. Bereits in jungen Jahren haben Sie die Erfahrung gemacht, dass es große Ungerechtigkeit auf dieser Welt gibt. Armut und Diskriminierung gehörten dazu. Schon als junge Schülerin haben Sie angefangen, nebenbei zu arbeiten, aber auch, sich zu engagieren. Sie haben in Ihrer Familie gelernt, dass egal was passiert – es wichtig ist – für seine Überzeugungen einzustehen.

Und das haben Sie getan als

  • Als Stadträtin der Stadt Köln
  • Als Landtagsabgeordnete für die Partei DIE LINKE
  • Als Bundesvorsitzende der DIDF (Föderation demokratischer Arbeitervereine e.V.)
  • Als Landessprecherin in NRW für DIE LINKE
  • Und nun als Europaabgeordnete

Darüber hinaus sind Sie in der Friedensbewegung kontinuierlich aktiv in politischen Bündnissen, auf Demonstrationen und in Kampagnen.

Herzlich Willkommen, Frau Demirel.

Einstieg ins Thema:
Sie referieren heute zum Thema:

Deutschland und Europa, die aktuelle politische Situation und die zunehmende Militarisierung

In Deutschland erstarkt die Forderung nach einer Atomaren Bewaffnung der EU. Der ehemalige deutsche Außenminister Josef Fischer, von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, hat kürzlich Schlagzeilen gemacht mit der Forderung „Die EU braucht eine eigene atomare Abschreckung“. Begründet wird diese Forderung, dass im Falle eines Sieges von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl im November 2024, der „nukleare Schutzschirm“ der Vereinigten Staaten über Europa nicht mehr gesichert ist. Die EU müsse über eine Alternative verfügen. Zur massiven Aufrüstung in Deutschland und der EU, der Propaganda der „Kriegstüchtigkeit“, kommt nun auch noch das Streben nach nuklearer Aufrüstung hinzu.

Politikwissenschaftler und Polit-Publizist Herfried Münkler fordert (Zitat): „Wir brauchen einen gemeinsamen Koffer mit rotem Knopf, der zwischen großen EU-Ländern wandert. 2

Diese Debatte wird vor allem in Deutschland von den Medien befeuert.

Am 8. Juni 2024 finden die Europawahlen statt. Wo stehen wir heute? Kann die zunehmende Militarisierung und Atomare Bewaffnung der EU mehr Frieden in der Welt fördern?

Herzlichen Dank, Frau Demirel.

Nun zunächst kurz Rückfragen zum Thema „Deutschland und Europa, aktuelle Situation und zunehmende Militarisierung.

Anschließend steigen wir in die themenübergreifende Diskussion ein.


  • Abschluss:
  1. Schlussfrage an den Referent, die Referentinnen:

Ich würde gerne zum Abschluss den Referentinnen und dem Referenten die Möglichkeit eines Abschlussstatements geben – mit der Frage:Was wollen Sie in einem Satz unseren Zuhörerinnen und Zuhörern noch mit auf den Weg geben?

Was war Ihnen heute an unserem Austausch wichtig?

  • Dank an die Referentinnen und den Referenten:

Herzlichen Dank, Frau Dr. Käßmann, Herr Ronnefeldt, Frau Demirel

Ich möchte Ihnen noch mitgeben, werden Sie Mitglied in einer Friedensorganisation – nur so kann Friedensarbeit langfristig und strategisch organisiert werden.

  • Dank an Herrn Krings stellvertretend für alle Mitwirkenden im Hintergrund
  • Einen herzlichen Dank an Sie, liebe Zuhörer und Zuhörinnen:

Wie Sie sich weiter engagieren können, wird Ihnen Herr Krings zeigen.


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