Presseerklärung von vier Initiatoren des Appells gegen Hyperschallraketen

Eine Petition von über zwanzig Wissenschaftlern, Aktivisten und Politikern, die die Friedensbewegung teils schon seit Jahrzehnten unterstützen, mit der sie die Bundesregierung und den Bundestag auffordern, die Aufstellung von US-Hyperschallraketen in Deutschland zu verhindern, hat innerhalb von weniger als drei Wochen weit über 2000 Unterschriften erhalten, und die Unterstützung wird ständig breiter. Die Forderung nach einem Ende der Atomrüstung und einer Unterschrift Deutschlands unter den Atomwaffenverbotsvertrag gewinnt an Kraft.

Anliegen des Appells:

Es gibt vermehrt Hinweise auf Pläne zur Stationierung neuer Hyperschallraketen in Deutschland und osteuropäischen Nato-Staaten sowie Forderungen für eine nukleare Aufrüstung und Stärkung der nuklearen Abschreckung. Solche Pläne sowie die Stationierung der nuklear bestückbaren russischen Hyperschallraketen in Kaliningrad erhöhen das Risiko eines Atomkriegs, auch aus Versehen, drastisch. Die direkte ortsnahe gegenseitige Bedrohung mit extrem schnell transportierten Erstschlags- und Atomwaffen führt faktisch zum Entfall von Vorwarnzeiten bei Alarmmeldungen der militärischen Radaraufklärung. In der geringen verfügbaren Zeit sind die beurteilenden Menschen überfordert, solche Alarmmeldungen, verbunden mit einer Fülle an Informationen, zuverlässig zu bewerten. Zur Unterstützung werden deshalb zunehmend Techniken der Künstlichen Intelligenz erforderlich sein. Da die für eine Entscheidung zu Grunde liegenden Sensordaten unsicher und unvollständig sind, können auch KI-Systeme nicht sicher entscheiden.

Auch wenn die nukleare Abschreckung bisher möglicherweise Kriege zwischen Atommächten verhindert hat, was niemand mit Bestimmtheit sagen kann, macht die Weiterentwicklung nuklearer Arsenale die Welt nicht sicherer. Im Gegenteil: durch neue technische Entwicklungen und eine andere – nicht mehr duale – politische Konstellation der Großmächte herrschen heute andere Bedingungen als im Kalten Krieg und es entstehen neuartige Bedrohungssituationen. Diese betreffen insbesondere den Cyberraum und die militärischen Fähigkeiten bezogen auf KI, bis hin zu autonomen Waffen.

Nukleare Abschreckung verhindert keinen Atomkrieg aus Versehen und wirkt nicht gegen gravierende Anschläge durch Terroristen im Cyberraum oder mit ABC-Waffen. Sie wirkt auch nicht gegen eine sich verselbständigende KI, z.B. indem Weiterentwicklungen von Systemen wie ChatGPT im Internet eine Dominanz erreichen und unseren Informationsaustausch behindern, in die Irre führen oder lahmlegen. Eine Folge könnte der Zusammenbruch unserer Gesellschaftssysteme sein, auch von Atomwaffenstaaten, ohne dass eine Verantwortlichkeit festgestellt werden kann. Dies würde zu schweren Krisen und Konflikten führen mit hohem Risiko für große Kriege, mit der Gefahr der nuklearen Eskalation.

Mögliche Wechselwirkungen zwischen KI und Atomwaffen sind weder vorhersehbar noch beherrschbar. Aufrüstungen mit gefährlichen Waffensystemen wie Hyperschallraketen und Atomwaffen bringen deshalb keine Sicherheit, sondern im Gegenteil eine drastische Erhöhung des Risikos eines Atomkriegs.

Die Hoch- und Atomrüstung kann sich die Menschheit des 21. Jahrhunderts nicht leisten. Wir werden nur dann eine Zukunft haben, wenn die Zukunft eine friedliche wird. Also: Diplomatie und Abrüstung statt Eskalation!

  • Zur Unterzeichnung des Appells: (Stand 4.1.2024, 18:00 Uhr: > 2.050)

https://www.change.org/p/gegen-die-atomare-bedrohung

Kontakt:

Bernhard Trautvetter                           btrau(at)t-online.de    

Prof. Dr. Klaus Moegling                     klaus(at)moegling.de

Prof. Dr. Karl Hans Bläsius                karlhans(at)blaesius.net

Karl-Wilhelm Koch                              kwkoch(at)posteo.net

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