Ich bin kein Mensch.

• Ich bin eine Maschine
• Eine Kampfmaschine aus Weißrussland, Russland oder der Ukraine.
• Eine abgerichtete Tötungsmaschine, gedrillt und trainiert, Leben zu zerstören, feindliches Leben.
• Ich tue das täglich.
• Ich schieße, lege Minen, ich bombardiere, feuere Raketen ab und ich lenke Drohnen auf Menschen.
• Ich führe Befehle aus ohne nachzudenken.
• Ich funktioniere, ich fühle nichts dabei.
• Ich tue, also bin ich ein Täter!

Denken und Fühlen behindern meine Profession, beeinträchtigen meine Funktion, führen zu Fehlern.
Fehler dürfen nicht passieren, sie verhindern die nötige Effektivität im Töten und sie gefährden mein Funktionieren und die Funktion der Kampfmaschinen neben mir. Und den Sieg fürs Vaterland!

Der Fachbegriff für mich lautet
„Soldat im Kampfeinsatz“.

• Ich bin eine Maschine mit Funktionsstörungen.
• Ich sehe das Leid neben mir, vor mir, hinter mir.
• Ich sehe tagtäglich die Opfer der Einschläge, die Folge der verlegten Minen, die Treffer der Sniper.
• Ich sehe fehlende Gliedmaßen, spritzendes Blut, wo eben noch ein Arm, ein Bein, ein Kopf war.
• Ich sehe herausstehende Knochen, fehlende Augen, Löcher im Kopf und heraustretendes Hirn.
• Ich höre das Schreien nach den Eltern, nach den Kindern, nach der Ehefrau.
• Ich höre das schmerzgeplagte Kreischen, das Wimmern.
• Ich höre das Flehen um den Tod, um das Ende der Schmerzen.
• Ich sehe das Verrecken blutender Kameraden neben mir.
• … Kameraden?
• Nein, ich sehe den Ausfall der anderen Kampfmaschinen.
• Ich weiß, dass es auf der „anderen Seite“ genauso aussieht.
• Darf ich diese Gedanken überhaupt haben?
• Ich muss doch funktionieren!

Aber ich mache mir Gedanken über das Leiden dieser anderen „Maschinen“, darf ich das überhaupt? Oder stört das mein Funktionieren?

„Maschinen“? Oder etwa doch Menschen?
Der Fachbegriff lautet „Opfer im Krieg“

• Ich bin keine Maschine.
• Ich denke beim Beobachten des Sterbens neben mir.
• Ich denke beim Töten, ich denke zu viel beim Töten.
• Ich funktioniere nicht mehr!
• Ich will NICHT hier verrecken, wie gestern mein bester Freund neben mir!
• Ich will WEG!
• Aber ich kann nicht weg.
• Wenn ich fliehe, werde ich von den eignen Leuten erschossen oder vor Gericht gestellt und gehe im besten Fall jahrelang in den Knast.
• Selbst wenn ich die Grenze zum „freien, demokratischen Westen“ erreiche, werde ich zurückgewiesen.
• Ich bin ein Weißrusse, ein Russe oder ein Ukrainer.

Der Fachbegriff für mich lautet „Deserteur“.

Aber eigentlich …
bin ich NUR ein „Mensch“.