Beitragsbild: Autor: Ralf1969, Kernkraftwerk Saporischschja, Quelle Wikipedia, Bild wurde bearbeitet, Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported“ , „2.5 Generic“ , „2.0 Generic“ und „1.0 Generic“ lizenziert.
(Karl-W. Koch, 27.8.2024: Entwicklung in Kursk und Saporischja, Gefahren durch Stromausfall)
Die Gefahr einer atomaren Katastrophe durch die kriegerischen Handlungen in der Ukraine und mittlerweile auch in der Region Kursk in Russland steigen von Tag zu Tag. Im worst case sind Auswirkungen auch in Westeuropa in der Größenordnung der Katastrophe von Tschernobyl 1986 zu erwarten, im allerschlimmsten Fall (eine massive Bombardierung der Ruine und der Zwischenlager in Tschernobyl) sogar noch mehr.
Die Atomenergieagentur IAEA warnt am 27.8. laut Tagesschau vor der Gefahr eines atomaren Zwischenfalls am Akw Kursk (2 Blöcke in Betrieb) in der Stadt Kurtschatow. Ukrainische Truppen versuchen laut russischen Telegram-Kanälen, die Grenze zur Region Belgorod zu durchbrechen. Das Akw arbeite nahezu unter Normalbedingungen („Die Anlage ist noch in Betrieb“), sagte IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi, der die Anlage mit seinem Team inspiziert hat. Jedoch hätten „die Reaktoren … keine Schutzhülle, was sie besonders anfällig mache für Schäden im Fall eines Drohnenangriffs oder Artilleriebeschusses“. Putin hatte zudem der Ukraine vorgeworfen, versucht zu haben, am 22. August das AKW anzugreifen.
Die Berliner Morgenpost weist am 23.8. ebenfalls darauf hin, dass das „Akw Kursk … Bomben schutzlos ausgeliefert (ist)“. Bei Gefechten in der Umgebung, die zumindest dann drohen, falls die Ukrainischen Truppen versuchen sollten, das Akw zu besetzen, würde ein Treffer der Reaktoren zur sofortigen Katastrophe führen, eine umgehende Kernschmelze aufgrund des sofortigen Kühlwasserverlustes wäre die wahrscheinliche Folge. Der Leiter der Abteilung Radiologischer Notfallschutz im Bundesamt für Strahlenschutz, Florian Gering: „Kernkraftwerke sind aber nicht auf kriegerische Angriffe ausgelegt. Eine absichtliche oder unabsichtliche Beschädigung durch Kriegswaffen kann daher schwerwiegende Folgen haben.“
Zu Saporischja berichtet dieselbe Ausgabe der Berliner Morgenpost ebenfalls: „Der Brand an einem der Kühltürme des Kernkraftwerks Saporischschja am 11. August hatte nach Angaben der IAEA keine Auswirkungen auf die radiologische Sicherheit der Anlage. Da die Reaktoren seit fast zwei Jahren abgeschaltet sind, ist der Kühlbedarf gering und hängt nicht von den Kühltürmen ab.“
Der Brand im Kühlturm in Saporischja am 12.8. war dagegen wohl eher eine Schauveranstaltung der russischen Besatzer. Was in einem abgeschaltetem Kühlturm eines abgeschalteten Akws mit kilometerlanger schwarzer Rauchfahne brennen soll, müsste jemand erklären, der das anders sieht. Dass der Brand schwere Schäden am Kühlturm ausgelöst hat, passt den russischen Besatzern wohl ebenfalls ins Konzept. Das Ziel waren wohl vornehmlich die produzierten Bilder mit einem riesigen schwarzen Rauchpilz aus dem Kühlturm. Radioaktivität konnte dadurch nicht freigesetzt werden. Ein ukrainischer Angriff dieser Art hätte nicht nur keinen Sinn gemacht, er wäre mittels Drohnen in dieser (Rauch)Intensität auch nicht durchführbar gewesen. Dann hätte es eher mittels Sprengungen eine Beschädigung des Kühlturms von außen gegeben.
Weitere Hintergründe sind auf der Seite „Der ‚kleine‘ Atomkrieg in der Ukraine“ zu finden, nach wie vor leider aktuell. 15 der 24 Regionen in der Ukraine wurden am 27.8. laut Behörden am Morgen erneut massiv angegriffen, in mehreren Landesteilen gab es Stromausfälle – auch in Kiew. Die Stromversorgung – somit auch die der laufenden Akws und der Kühlung der Zwischenlager und Abklingbecken – wurde wieder massiv bombardiert, auch hierbei besteht die Gefahr von Kernschmelzen, auch – darauf muss immer wieder hingewiesen werden – in den Becken der verbrauchten Brennstäbe, wenn die Kühlung dauerhaft ausfällt. Eben auch gerade in Saporischja!