(Bild: Kampflugzeug Taiwans, Autor: Toshiro Aoki, www.jp-spotters.com)
(Autorenpapier Karl-W. Koch, Mehren)
Das hatten wir doch alles schon mal … Erinnert sei an die Aktivitäten des Kaiserreiches in China (s.u.).
Die Weltmacht Deutschland muss sich jetzt also auch in Südkorea (wo aktuell jederzeit ein offener Krieg inklusive des Einsatzes von Atomwaffen droht), in den Philippinen (wo der Sohn des blutbefleckten Diktators Marcos und direkter Nachfolger dieser grausamen Sippschaft an der Macht ist) sowie in Indien (ebenfalls eine Dauerkriegsgefahr mit der benachbarten Atommacht Pakistan) militärisch engagieren. Indien hat wie Pakistan NICHT den NVV unterzeichnet, was aber für die deutsche Regierung offenbar überhaupt kein Problem darstellt.
Wie schon in den „guten alten Zeiten“ spielen erkennbar wieder Wirtschafts- und Handelsinteresse (Kapitalismus ist eben DAS Problem!) die Haupt- wenn nicht die einzige Rolle. Das Geschwafel vom Schutz „Taiwans vor dem bösen chinesischen Aggressor“ und der Freiheit des ostchinesischen Meeres hätte sich unser Verteidigung-Superstar schenken können, das glaubt heute eh keine*r mehr!
Die Bundeswehr läuft auf dem Zahnfleisch, kommt ihren ursprünglichen Aufgaben in keiner Weise nach, bekommt Geld gekürzt, der werte „Verteidigungs“?-Minister (die Umbenennung in „Kriegsminister“ ist überfällig!) macht aber ein Fass nach dem anderen auf. Und jammert dann, dass ihm das Geld fehlt. Im Gesundheitswesen wird dieses Verhalten mit „schizophren“ eingestuft: Es ist offenbar der völlige Verlust jeglicher Realitätswahrnehmung.
Bevor jetzt – wie mittlerweile leider üblich der Vorwurf der einäugigen Blindheit, des Xi Jinping-Freundes (analog zum Putinversteher) u.ä. kommt, ein paar
Klarstellungen:
- Ja, auch ich habe Einwände gegen einen gewaltsamen Angriff der VR China auf Taiwan zwecks Annektierung.
- Taiwan ist – sorry, dummerweise – völkerrechtlich eine Provinz Chinas, die sich seit Gründung der VR versucht als unabhängigen Staat darzustellen. Was aber nicht funktioniert: Nur 12 Staaten erkennen Taiwan, darunter solche gewichtige Riesen wie Eswatini, Tuvalu, St. Kitts und Nevis, Belize, Marshallinseln und Palau. Warum eigentlich nicht Deutschland? Es gilt „das von der Volksrepublik China postulierte Ein-China-Prinzip, dem die meisten Länder weltweit folgen und das die Vereinten Nationen als Resolution verankert haben.“
- Wenn also Taiwan sich für unabhängig erklärt und das militärisch gegen die VR China durchsetzen will, wäre das vergleichbar mit einer Unabhängigkeitserklärung und gewaltsamer Durchsetzung des Baskenlandes … Was wären dann die Folge? Eine Allianz der „westlichen Wertegemeinschaft“ und ein militärisches Eingreifen auf der Seite des Baskenlandes gegen Spanien?
- Die USA – auch unter Harris – werden wegen Taiwan weder einen Atomkrieg noch einen Abbruch der Handelsbeziehungen riskieren. Im 2. Fall wären die USA aufgrund der Währungsreserven Chinas innerhalb von Tagen bankrott.
- Vergleicht man die zugegeben aggressive Außenpolitik Chinas mit der der USA (Irakkriege, Afghanistan, Aufrüstung Ukraine ab 2014 usw.) kommt man zum Schluss, dass hier die eine Weltmacht das durchführt, was die andere seit Jahrzehnten tut.
Fazit: Was soll also die Anbiederung von Pistorius – sicherlich im Auftrag und Abstimmung der Bundesregierung erfolgt – bringen? Krieg? Sicherung der Handelsweg (Handel mit wem – China wäre ja dann außen vor). Sicherung der deutschen Investitionen in der VR China? Oder der in Taiwan? Schutz von Menschenrechten erkenne ich dabei eher weniger.
Zur Erinnerung:
Im vorletzten Jahrhundert und über den Jahrhundertwechsel waren deutsche Truppen (neben anderen Truppe europäischer Länder) bei der Kolonialisierung Chinas unrühmlich aktiv. Mitte des 19. Jahrhunderts hatten britischen Truppen hier bereits im ersten Opiumkrieg gewütet. Jahre später folgte der zweite Opiumkrieg: „Man stelle sich zwei Räuber vor, die in ein Museum einbrechen, alles plündern, zerstören und verbrennen, und Hand in Hand lachend mit den Taschen voller Schätze verschwinden. Einer der Räuber heißt England, der andere Frankreich.“
Ende des 19. Jahrhunderts war die Welt unter den europäischen Großmächten weitgehend aufgeteilt. Ihr Interesse richtete sich daher auf die letzten noch nicht kolonialisierten Gebiete der Erde, insbesondere auf China. Das Deutsche Reich, das seine Kolonialpolitik erst relativ spät begonnen hatte und im Wettlauf um den Besitz überseeischer Gebiete ins Hintertreffen zu geraten drohte, hatte wie auch die anderen europäischen Großmächte sowie die USA und Japan zur Abwicklung seines Handels und zur schrittweisen Kolonisation in China Häfen gepachtet. Wichtigster deutscher Stützpunkt war die Hafenstadt Tsingtau, gelegen in der Bucht von Kiautschou in der chinesischen Provinz Schantung …
Auch die von Kaiser Wilhelm II. mit der “Hunnenrede” verabschiedeten deutschen Verbände unter der Führung von Generalfeldmarschall Alfred Graf von Waldersee trafen erst nach der Befreiung Pekings in China ein. Da Deutschland durch den Tod seines Gesandten das am stärksten gedemütigte Land war, übernahm Waldersee in internationalem Einvernehmen die Führung der auf 60.000 bis 90.000 Mann geplanten alliierten Truppen, von denen das Deutsche Reich mit 20.000 Soldaten das weitaus größte Kontingent stellte …