Uranmunition für GB-Panzer in der Ukraine

Die Europische Kommission “keine Hinweise auf Umwelt- und Gesundheitsrisiken” durch abgereichertes Uran. Eine Gegenrede!

Autorenpapier Karl-W. Koch

ZDF HEUTE berichtet am 21.3. beunruhigend verharmlosend über den Plan der Ukraine durchschlagskräftigere Munition aus abgereichertem Uran zu liefern. Laut einem Gutachten eines Wissenschaftlichen Ausschusses der Europäischen Kommission (SCHER) gäbe es “keine Hinweise auf Umwelt- und Gesundheitsrisiken” durch abgereichertes Uran. Damit macht es sich der Ausschuss extrem einfach. Das eigentliche Problem, der Einsatz als panzerdurchschlagende Waffen, wird jedoch völlig ausgeblendet. Und damit beginnen die Probleme: Das Uran explodiert nach Durchdringen der Panzerung bei extrem hohen Temperaturen und setzt dabei radioaktive Staub und Gase frei.

ZDF Heute: “Solche Geschosse sind sehr effektiv, um moderne Panzer und gepanzerte Fahrzeuge zu bezwingen“, betonte die britische Verteidigungsstaatssekretärin Annabel Goldie.

Nach einem Gutachten des Wissenschaftlichen Ausschusses Gesundheit und Umweltrisiken der Europäischen Kommission (SCHER) von 2010 gäbe es “keine Hinweise auf Umwelt- und Gesundheitsrisiken” durch abgereichertes Uran: „Die Strahlenexposition durch abgereichertes Uran ist, gemessen an der natürlich vorhandenen Strahlung, sehr gering.“ (Aus dem Gutachten des Wissenschaftlichen Ausschusses Gesundheit und Umweltrisiken der Europäischen Kommission, zitiert nach ZDF, https://www.zdf.de/nachrichten/politik/munition-uran-ukraine-krieg-russland-100.html)

Damit macht es sich der Ausschuss bewusst oder in  Ermangelung ausreichender Recherche extrem einfach. Zwar ist die Aussage als solche nicht grundlegend falsch. Abgereichertes Uran strahlt in der Tat nur wenig stärker als der Boden in exponierten Regionen wie im Erzgebirge oder in der Eifel.

Das eigentliche Problem, der Einsatz als panzerdurchschlagende Waffen, wird jedoch völlig ausgeblendet. Und damit beginnen die Probleme: Das Uran explodiert nach Durchdringen der Panzerung bei extrem hohen Temperaturen und setzt dabei radioaktive Staub und Gase frei. Die werden in der Umgebung (Panzerbesatzungen, aber auch später an den Ruinen spielende Kinder) eingeatmet. Die Uranmunition ist somit nicht nur eine Gefahr für Panzerbesatzungen, sondern der Staub ist ein Problem für alle, die sich den Wracks später nähern.

Abgereichertes Uran (DU) enthält noch etwa 60 Prozent der Radioaktivität des ursprünglichen Uranerzes auf Grund seines Gehaltes an Uran 238, einem langsam zerfallenden Alpha-Strahler mit einer Halbwertszeit von 4,5 Milliarden Jahren. Untersuchungen im Irak, wo in den Golfkriege massiv seitens der USA-geführten Truppen DU-Munition verwendet wurde, zeigen in den Region (u.a. Basra) deutliche Anstiege der Krebserkrankungen. (Quelle: http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/IPPNW_ICBUW_Report_DU_Munition_2012.pdf) Zudem ist das Uran selbst extrem giftig.

Das Golfkriegssyndrom von Tausenden von US-Soldaten der Irakeinsätze scheint andere Ursachen zu haben. Hier wurde zunächst auch die verschossene DU-Munition vermutet. Die Ursachen scheinen jedoch in freigesetzten Giftgasmengen und Pestiziden in zerstörten irakischen Waffendepots zu liegen. (Quelle: https://www.spektrum.de/news/chemische-ursache-des-golfkriegssyndroms/946407)

Info – DU-Munition:

Uranmunition, DU (engl.: depleted uranium), ist panzerbrechende Munition, deren Projektile abgereichertes Uran (= Abfallprodukt aus der Bombenherstellung) enthalten. Dieses besteht, im Vergleich zu Natururan, zu einem geringeren Anteil aus dem spaltbaren Uranisotop 235U und damit größtenteils aus dem nicht durch Neutronen spaltbaren Isotop 238U. Aufgrund der hohen Dichte (18,95 g/cm3) des Urans entfalten diese Geschosse beim Auftreffen auf das Ziel eine große Durchschlagskraft. Die Radioaktivität des Urans erfüllt in diesem Fall keinen Nutzzweck.

Die DU-Geschosse durchdringen Panzerungen und Bunkerwände. Beim Auftreffen entwickeln sie eine sehr hohe Hitze von mehreren Tausend °C und brennen somit durch die Panzerung durch. Erst danach explodieren sie und setzen dabei Giftwolken aus radioaktivem Uranstaub frei.

In jüngster Zeit wurden mehrere hundert Tonnen Uranmunition überwiegend im indisch-pakistanischen Grenzkonflikten, im Tschetschenien, während der sowjetischen Invasion Afghanistans, im Bosnien-Krieg, im Kosovo-Krieg und im Zweiten Golfkrieg eingesetzt.
(Quelle: Störfall Atomkraft, Nomen-Verlag, 2010)

Info – Alphastrahler:

Hier werden positiv geladene Heliumkerne ausgesendet, das heißt sie besteht aus Teilchen mit je zwei Protonen und Neutronen. Sie kann Papier oder die obere Hautschicht nicht durchdringen. Über Nahrung oder die Atemluft aufgenommen kann Alphastrahlung im Körper aber auf sehr kurze Distanz Energie abgeben und Gewebe so besonders stark schädigen. Typische Alphastrahler sind  etwa Uran, Thorium und deren Zerfallsprodukte Radium und Radon. Die Strahlungen reichen nicht weit und leicht abzuschirmen. Werden sie jedoch eingeatmet oder über die Nahrung aufgenommen, sind sie im Körper extrem gefährlich.
(Quelle: https://www.quarks.de/gesundheit/radioaktive-strahlung-im-alltag/)

Weitere Quellen:

https://umweltfairaendern.de/2023/03/22/krieg-in-der-ukraine-grossbritannien-liefert-panzerbrechende-uran-munition-medizinerinnen-warnen/

https://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/IPPNW_ICBUW_Report_DU_Munition_2012.pdf

https://www.ippnw.de/startseite/artikel/de/aerztinnenorganisation-fuerchtet-lang.html

https://taz.de/Voelkerrechtler-fordert-Uranmunition-Verbot/!5102259/

https://www.telepolis.de/features/Der-Einsatz-von-Uranwaffen-in-den-juengsten-Kriegen-des-Westens-7496648.html?seite=all

https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/sendung/swr/2013/irak-uranmunition-100.html

https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/uranmunition-im-irak-das-strahlende-vermaechtnis-der-alliierten-a-278417.html

https://taz.de/Voelkerrechtler-fordert-Uranmunition-Verbot/!5102259/

https://www.aerzteblatt.de/archiv/7296/Gibt-es-ein-Golfkrieg-Syndrom

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