Antje Vollmer ist verstorben

Wer die Welt wirklich retten will, diesen kostbaren einzigartigen wunderbaren Planeten, der muss den Hass und den Krieg gründlich verlernen. Wir haben nur diese eine Zukunftsoption. 

… sie wird uns sehr fehlen

Liebe Antje,

ich hatte das Glück, mehrfach die Gelegenheit zum Kontakt mit dir zu haben, jedes Mal hoch beeindruckend, genauso wie deine gesamte politische Lebensarbeit. Für diese gebührt dir einfach nur Dank und höchste Anerkennung. Mit deinen frühen öffentlichen Äußerungen dazu, dass dieser Krieg eine Vorgeschichte hat, stelltest du dich mitten ins Feuer, als dort noch wenige standen. Insbesondere dein Humanismus war betonenswert, mit dem du dich zuletzt gegen Herabsetzung von „Feinden“ wandtest und gegen den Strom auf Aufklärung setztest.

Selbst als es dir offenkundig gesundheitlich immer schlechter ging, fandest du noch die Kraft, dich ein letztes Mal mit den nötigen deutlichen Worten, deinem “Vermächtnis” einzumischen und klare Worte zu einer klaren Lage und damit zu einer völlig verfehlten Politik zu finden. Gerade dafür unseren herzlichsten und aufrichtigen Dank. 

Du stellst dabei – wie immer – die richtigen Fragen:
Wo genau begann die Niederlage? Wo begann der Irrtum? … Wer hatte Interesse daran, dass die damals mögliche friedliche Koexistenz zwischen Ost und West nicht zustande kam? Warum nur fand ausgerechnet Europa, … nicht die Kraft, zum Zentrum einer friedlichen Vision für den bedrohten Planeten zu werden? 

Du analysierst – wie immer – treffend: 
Ich widerspreche der heute üblichen These, 1989 habe es eine etablierte europäische Friedensordnung gegeben, die dann Schritt um Schritt einseitig von Seiten Russlands unter dem Diktat des KGB-Agenten Putin zerstört worden sei, bis es schließlich zum Ausbruch des Ukraine-Krieges kam. Das ist nicht richtig: 1989 ist eine Ordnung zerbrochen, die man korrekter als „Pax Atomica“ bezeichnet hat, ohne dass eine neue Friedensordnung an ihre Stelle trat. Diese zu schaffen, wäre die Aufgabe der Stunde gewesen. …

Und du bringst die aktuelle Grüne Politik – gerade in der schon absurd falschen und als solche erkennbaren Fixiertheit auf die Nato und den Westen – treffend auf den Punkt:
Die Außenministerin ist die schrillste Trompete der neuen antagonistischen NATO-Strategie. Ihre Begründungen verblüffen durch argumentative Schlichtheit. Dabei wachsen die Rüstungskosten und der Einfluss der Rüstungs- und Energiekonzerne ins Unermessliche. Der Krieg verschlingt sinnlos die Milliarden, die für die Rettung des Planeten und die Armut des globalen Südens dringend gebraucht würden. … Was hat die heutigen Grünen verführt, all das aufzugeben für das bloße Ziel, mitzuspielen beim großen geopolitischen Machtpoker und dabei ihre wertvollsten eigenen Wurzeln verächtlich zu machen als lautstarke Antipazifisten? 

und du zeichnest die richtigen Gegenentwürfe:
Meine Hoffnung besteht darin, dass sich aus all dem eine neue Blockfreienbewegung ergeben wird, die nach der Zeit der vielen Völkerrechtsbrüche wieder am alleinigen Recht der UNO arbeiten wird, dem Frieden und der Überlebensfähigkeit des ganzen Planeten zu dienen. 

Und du triffst als Schlusssatz den richtigen Punkt:
Heute aber gilt: 

Wer die Welt wirklich retten will, diesen kostbaren einzigartigen wunderbaren Planeten, der muss den Hass und den Krieg gründlich verlernen. Wir haben nur diese eine Zukunftsoption. 

Auch dafür, wie für deine großartige Lebensleistung und deine Menschlichkeit, meinen herzlichen Dank.

Das Vermächtnis von Antje findet ihr hier: 
https://www.antje-vollmer.de/index_htm_files/Vermaechtnis%20PDF.pdf

Lest es bitte ausführlich durch, liebe Grüne, DAS ist der Leitfaden unserer Politik, das werden wir versuchen, in dieser Partei umzusetzen, wie groß auch die Widerstände sein werden. 

Antjes letzte politische Aktivität als Erstunterzeichnerin des “Manifest für den Frieden” (inzwischen von einer dreiviertel Million Menschen unterstützt) findet ihr hier: https://www.change.org/p/manifest-f%C3%BCr-frieden?source_location=search

Ich schäme mich nicht zu gestehen, dass ich diesen Text mit Tränen in den Augen schreibe, Antje, du fehlst. Aber wo immer du sein magst, deinen Frieden hast du gefunden …

Karl-W.

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