Töten bei der Jagd ein heiliger Akt?

29.06.2025
Die Jagd ist für die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) immer wieder ein Thema – und in der Regel wird die Sicht der Hobbyjäger im Nordwesten ausführlich und positiv dargestellt. Am 31.05.2025 (Internet), bzw. 02.06.2025 (Printausgabe) stand das Thema mal wieder an: Diesmal gab es ein Interview mit Mathias Brand, laut NOZ verantwortlich für die Ausbildung in der Jägerschaft Osnabrück-Land.
Wichtig sei, dass Jäger ein moralisches Verständnis für Leben hätten, erklärt Brand. Töten sei eine verantwortungsvolle Aufgabe. Ein Leben könne man nur einmal nehmen, weiß er zu berichten, um dann fortzufahren: „Wenn ich es nehme, ist das ein heiliger Akt.“
Diese moralische Überhöhung des Tötens von Wildtieren dürfte zumindest manchem Leser fragwürdig erscheinen, vielleicht sogar in der von Massentierhaltung und den damit verbundenen Massenschlachtungen geprägten Region des NOZ-Verbreitungsgebiets im Westen Niedersachsens.

Wie heilig den Jägern die Jagd ist, demonstrieren sie regelmäßig bei sogenannten Hubertusmessen. Und die Kirchen spielen gern mit – man ist den in der Regel konservativen Waidmännern und (immer mehr) -frauen im Geiste nahe und verteidigt sie auch gegen Kritiker.
Das musste auch ein Besucher der Hubertusmesse im Kölner Dom erfahren, die anlässlich des in Bonn stattfindenden Bundesjägertages 2025 in Köln angesetzt war. Selbst Mitglied des Ökologischen Jagdvereins Niedersachsen-Bremen, hatte dieser Besucher der Hubertusmesse im Dom allerdings eine kritische Einstellung zur Hobbyjagd. Dies konnten auch andere Besucher des Gotteshauses an seinem T-Shirt erkennen, denn es war mit dem Abzeichen der Tierschutzorganisation „Pro Fuchs“ bedruckt.
Somit outete sich der Öko-Jäger als Tierschützer und rief damit Misstrauen beim Veranstalter der Hubertusmesse hervor. Und dann gab der Öko-Jäger nach eigener Darstellung – und wohl etwas ironisch formuliert – noch einen Kommentar zu einem Fuchspräparat von sich: „… schön, dass der Fuchs jetzt gesegnet wird und eine Schonzeit bekommt, freut mich…“, will er geäußert haben.
Das war wohl zu viel der Provokation: Begleitet vom Sicherheitsdienst des Veranstalters und den als Domschweizer bezeichneten Aufsichtskräften erschien ein Polizist, fragte die Personalien ab und durchsuchte den Rucksack des Besuchers; danach wurde dieser aus dem Dom geführt.

Zum Vorfall wird von der Dom-Pressestelle bestätigt, dass im Vorfeld der Hubertusmesse am 20. Juni 2025 ein Besucher des Domes verwiesen worden sei, weil sich andere Besucherinnen und Besucher über ihn beschwert hatten und er sich auffällig verhalten habe. Sein Verweis sei nach Beratung mit und durch Unterstützung der Polizei erfolgt, um für die anderen Besucherinnen und Besucher des Domes Ruhe, Ordnung und Andacht vor und während des Gottesdienstes zu gewährleisten.
So ist es dann wohl auch gelaufen; die vor dem Dom versammelten Demonstranten gegen die Hubertusmesse störten Ruhe, Ordnung und Andacht der Messeteilnehmer im Dom wohl nicht.