Tarifrunde 2024 in der Papier- und Zellstoffindustrie startet mit bekanntem Ritual

05.09.2024
Die Bundestarifkommission Papier der IGBCE hat kürzlich die Tarifforderungen für die bevorstehende Tarifrunde Papier 2024 beschlossen. „Aufholjagd bei den Entgelten überfällig“, lautet der Titel des Forderungsbeschlusses. Die Gewerkschaft verlangt unter anderem die Erhöhung der Entgelte um 8 Prozent, mindestens um 280 Euro. Zudem fordert sie einen IGBCE-Mitgliederbonus in Zeit oder Geld ausschließlich für IGBCE-Mitglieder sowie verbindliche Vereinbarungen zur Erhöhung der Attraktivität der Schichtarbeit.
Wie nicht anders zu erwarten war, gibt es hierzu Widerspruch vom Verband der Papierindustrie, z. B. in einer Pressemitteilung vom 4. September 2024.
Die Papier- und Zellstoffindustrie in Deutschland befinde sich derzeit in einer wirtschaftlich sehr schwierigen Situation, erläutert der Verband. „Der Umsatz sinkt, die Preise für Rohstoffe und Energie steigen. Zahlreiche Papiermaschinen wurden in den vergangenen Jahren stillgelegt und Papierfabriken geschlossen. Dieser Trend setzt sich auch im Jahr 2024 fort“, beklagt der Verband.
Dass Arbeitsplätze abgebaut werden, wissen wir durch die Entwicklung bei UPM Nordland. Somit dürften die Diskussionen um die diesjährige Tarifrunde im Unternehmen in Dörpen eine besondere Brisanz haben, denn vom Einkommen bei der Papierfabrik leben nicht nur die Mitarbeiter selbst, sondern auch Familienmitglieder und weitere Werktätige bei Zulieferern und Auftragnehmern des Unternehmens.
Unter Gewerkschaftsmitgliedern kommt oftmals die Diskussion auf, ob die erstrittenen Abschlüsse auch für Nicht-Mitgliedern gelten sollten, die sich die Beiträge für eine Gewerkschaft ersparen. Der jetzt in der aktuellen Tarifverhandlung von der Gewerkschaft geforderte Mitgliederbonus dürfte diese Diskussion anheizen. Nach Ansicht des Industrieverbandes spaltet diese Forderung allerdings die Papiergemeinschaft. „Die Papier-Arbeitgeber behandeln alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gleich. Einen IGBCE-Mitgliederbonus lehnen sie daher ab“, wird mitgeteilt. Man brauche gerade in der augenblicklich schwierigen wirtschaftlichen Situation ein harmonisches Miteinander in den Betrieben und keine Spaltung der Belegschaft. Die IGBCE gefährdet mit der Forderung nach einem Mitgliederbonus die hohe Tarifbindung in der Branche.