14.07.2025
Im gesamten Emsland sind seit Monaten verstärkt Aufkleber und Graffitis an Straßen- und Bahnschilder, Laternenmasten und auch Trafostationen oder Schaltkästen zu sehen, die offenbar von Fans des SV Meppen angebracht wurden. So findet man an den Laternenmasten zwischen der B70 und dem Bahnhof in Dörpen viele blaue Aufkleber mit dem Vereinszeichen. Daneben besprühen die Fans ganze Seiten von größeren und kleineren Schaltkästen, etwa an der Schwebahn zwischen Wippingen und Kluse oder an Straßenrändern in Neulehe, Rhede oder Dersum, aber natürlich ebenso in Meppen.
Bedauerlicherweise komme es auch in der Stadt Meppen immer wieder zu Vorfällen dieser Art, lässt Meppens Bürgermeister Helmut Knurbein über seine Pressestelle hierzu auf Anfrage mitteilen. Man habe diese Thematik u. a. in Sicherheitsbesprechungen, an denen auch der SV Meppen sowie die Polizei teilnehmen, bereits behandelt. Die Verursacher könnten allerdings nicht identifiziert werden, weshalb Strafanzeigen im Sande verlaufen würden. „Auch über die Mitarbeitenden unseres Fanprojekts versuchen wir, Fans und Fußballanhänger hinsichtlich dieses Problems zu sensibilisieren“, erklärt der Bürgermeister.
Wir haben allerdings nicht den Eindruck gewinnen können, dass sich der SV Meppen besonders für die fragwürdigen Aktionen seiner Fans interessiert. „Da wir nicht Verursacher oder Beschädiger sind, werden wir uns zu diesem Thema nicht äußern“, teilt Geschäftsführer Florian Egbers auf unsere Anfrage mit.
Ob diese Linie dauerhaft beibehalten werden kann, bleibt abzuwarten, denn auch SV Meppen-Sponsor EWE zeigt sich über die Verunstaltungen eigener Betriebsanlagen verärgert.
„Wir können bestätigen, dass in den vergangenen Monaten vereinzelt Trafostationen im Emsland mit Aufklebern und Graffiti – überwiegend mit Bezug zum SV Meppen – versehen wurden, teilt EWE mit. Man nehme die Sauberkeit und Unversehrtheit der eigenen technischen Anlagen und Infrastruktur grundsätzlich sehr ernst. Dazu gehörten auch Trafostationen, die in der Regel Eigentum der EWE NETZ GmbH seien.
„Das Bekleben oder Besprühen dieser Anlagen gilt in der Regel als Sachbeschädigung. Aktuell stellen wir jedoch fest, dass es sich bei den genannten Fällen um Ausdrucksformen der Fankultur handelt – insbesondere um Sympathiebekundungen für den SV Meppen“, schreibt EWE dazu weiter.
Da die genannten Ausdrucksformen bislang jedoch keine beleidigenden, politisch oder anderweitig problematischen Inhalte enthielten, habe man bislang von einer Anzeige abgesehen. „Das bedeutet jedoch keineswegs, dass wir diese Form der Verunreinigung akzeptieren oder auf Dauer dulden. Wir behalten uns ausdrücklich vor, Maßnahmen zu ergreifen, sollte das Ausmaß zunehmen oder sollten Inhalte auftreten, die gegen rechtliche oder gesellschaftliche Standards verstoßen“, erklärt EWE weiter.
Auch die Polizeiinspektion Emsland bestätigt, dass „dem subjektiven Empfinden nach“ deutlich mehr Sachbeschädigungen (durch Aufkleber & Graffiti) in den vergangenen Monaten begangen wurden als tatsächlich an entsprechenden Strafanzeigen eingegangen sei. „Offenbar nehmen viele Versorgungsunternehmen (Stadtwerke, Telekom, etc.) die Sachbeschädigungen an ihren Versorgungseinrichtungen (z.B. Stromkästen etc.) einfach hin, anstatt entsprechende Anzeigen zu erstatten.“
Anders geht man in München mit diesem Problem um. Die Polizei fahre wegen des merklichen Anstiegs der Graffitis vermehrt Streife, und dies mit Erfolg, berichtet der Nachrichtensender BR24 des Bayerischen Rundfunks: „In sechs Fällen konnten insgesamt 24 Tatverdächtige festgenommen werden. Alles Männer im Alter zwischen 15 und 22 Jahren.“
Doch trotz des Erfolges zeigt sich auch in München eine gewisse Machtlosigkeit gegen die sogenannten Fußballfans. Ein besprühtes Brückengeländer wird beispielsweise zunächst nicht gereinigt, denn dies würde alles in allem bis zu 10.000 Euro an Kosten verursachen. Dazu komme: Die Polizei rechne damit, dass das Graffiti nach dem Entfernen innerhalb kurzer Zeit wieder angebracht würde.
Und auch die Bahn tut sich schwer damit, die Kosten für die Reinigung von Bahnanlagen den Verursachern in Rechnung zu stellen. Die Mitarbeitenden des Anlagen- und Instandhaltungsmanagements der Deutschen Bahn (DB) kümmern sich darum, dass beschädigte, beschmierte oder beklebte Schilder ersetzt oder gereinigt werden. Die Verursacher kann man allerdings nur belangen, wenn sie bekannt sind.
Zu den Reinigungskosten eines beklebten Andreaskreuzes am Bahnhof Dörpen kann die Bahn aber keine Angaben machen. Eine Vorstellung liefert jedoch folgende Information: Im Jahr 2024 hat die DB bundesweit rund 32.300 Fälle von Vandalismus registriert. Der Anteil der Graffiti-Beschädigungen beträgt dabei rund 21.000 Fälle. Der finanzielle Gesamtschaden der Vandalismusschäden erreichte 2024 etwa 40 Millionen Euro.


