25.05.2025
Beim Wesercamp auf Harriersand bildete der Palmölimport über den Hafen Brake gestern einen Themenschwerpunkt. Dazu machte der Verein Christliche Initiative Romero e.V. (CIR) auf seiner Deutschland-Rundreise Station auf der Weserinsel. Yoni Rivas aus Honduras und Gladis Mucú aus Guatemala berichteten den Teilnehmern über die Situation in ihren Heimatländern. Unterstützt wurde CIR von der Umweltschutzorganisation Robin Wood.
„Verfolgung? Vertreibung? Verantwortung! Kein Palmöl aus Raubbau!“ – ein Banner mit dieser Aufschrift haben Robin Wood-Aktivisten gestern zwischen zwei Dalben in der Weser an der Fettraffinerie von Olenex in Brake bei Bremen entrollt. Der Hafen im Landkreis Wesermarsch ist einer der wichtigsten Umschlagplätze für Agrarstoffe wie Palmöl und Soja in Deutschland. Am Wochenende trafen sich dort Umweltschützer im Wesercamp und tauschten sich darüber aus, wie die Landwirtschaft gerechter und solidarischer werden kann.
„Wir protestieren heute an der Fettraffinerie von Olenex in Brake, damit Raubbau und Ausbeutung für Palmöl beendet werden“, sagt Aktivistin Jona von Robin Wood Bremen. „Wir zeigen unsere Solidarität mit Menschen in den Anbauländern, die für die Ölpalmen-Plantagen gewaltsam von ihrem Land vertrieben werden! Und wir fordern ein wirksames Lieferkettengesetz, damit Unternehmen für Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen zur Verantwortung gezogen werden.“
Palmöl aus Raubbau in Zentralamerika
Das Palmöl-Geschäft boomt, der weltweite Konsum des Öls wächst und wächst. Es ist vielfältig verwendbar – in Lebensmitteln und Kosmetika ebenso wie als Kraftstoff. Den Nutzen aus dem Geschäft ziehen Unternehmen wie Olenex, das mehrere Raffinerien in ganz Europa betreibt und als Joint Venture von den globalen Branchenriesen ADM und Wilmar gegründet wurde. Den Preis zahlen Menschen in den tropischen Anbauländern des Rohstoffs. Dort wird in großem Stil Wald zerstört, um Ölpalmen in Monokultur anzupflanzen – mit gravierenden Schäden auch für Klima und Artenvielfalt.
Ruiniert wurden zunächst vor allem Wälder in Indonesien und Malaysia. Nun expandiert der Anbau in neuen Regionen. Deutschland importiert seit 2023 Palmöl hauptsächlich aus Zentralamerika. Auch Olenex in Brake verarbeitet Palmöl von Unternehmen aus Zentralamerika: von Corporación Dinant aus Honduras und Industria Chiquibul aus Guatemala, die beide in der Kritik stehen.
Verfolgung? Vertreibung? – Gäste aus Zentralamerika berichten beim Wesercamp
„Ich habe durch die Palmölindustrie mein Zuhause verloren und werde für mein Engagement im Widerstand gegen die Palmölindustrie verfolgt“, berichtet Yoni Rivas, Sprecher der Plataforma Agraria del Aguán, einem Bündnis von Bauernorganisationen im honduranischen Aguán-Tal, wo der Palmölhersteller Corporación Dinant arbeitet. Seit Jahren gehen dort bewaffnete Gruppen gewaltsam gegen die Genossenschaften von Kleinbäuerinnen und -bauern vor, die ihre Lebensgrundlage schützen wollen und ihr Recht auf Land geltend machen. Erst vor wenigen Wochen wurden über 150 Familien einer Kooperative vertrieben, es gab mehre Tote.
Auf Grundlage des deutschen Lieferkettengesetzes hat die Christliche Initiative Romero daher am 11. April 2025 bei der zuständigen Behörde, dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), eine Beschwerde gegen Unternehmen eingereicht, die Palmöl von Dinant beziehen. Die Gemeinde von Gladis Mucú im Norden Guatemalas ist von massiver Wasserverschmutzung betroffen, für die das Unternehmen Industria Chiquibul verantwortlich gemacht wird. „Wir fordern Aufklärung und internationale Solidarität! Wir wollen in Frieden und nach unseren Traditionen leben. Ölpalmen wollen wir nicht“, sagt Gladis Mucú.
Verantwortung! Starkes Lieferkettengesetz notwendig!
„Ausbeutung in globalen Lieferketten ist ein riesiges Problem, dem mit freiwilligen Selbstverpflichtungen und Zertifizierung nicht beizukommen ist. Deshalb brauchen wir ein starkes Lieferkettengesetz“, sagt Fenna Otten, Robin Wood-Tropenwaldreferentin.
Die neue Bundesregierung steuert genau in die entgegengesetzte Richtung: Sie will das deutsche Lieferkettengesetz abschaffen. Bundeskanzler Friedrich Merz sprach sich kürzlich obendrein klar gegen die geplante EU-Lieferketten-Richtlinie (CSDDD) aus, die bis 2028 in deutsches Recht umgesetzt werden muss. Statt Transparenz und Sanktionen bei Verstößen dürften Unternehmen dann weiterhin Profit aus ihren dreckigen, verantwortungslosen Lieferketten ziehen. Wer mithelfen will, dies zu verhindern, kann die Petition „Keine Gewinne ohne Gewissen – Menschenrechte und Umwelt schützen!“ unterstützen, die Robin Wood und die CIR gemeinsam mit einem zivilgesellschaftlichen Bündnis von über 90 Organisationen gestartet haben.
(Quelle: Eigene Recherche und Robin Wood, Pressemitteilung vom 24.05.2025)


