Weener: Friesenbrücke für Fußgänger und Radfahrer geöffnet

05.09.2025

Die Friesenbrücke bei Weener ist heute nach einer Planungs- und Bauzeit von zehn Jahren für Fußgänger und Fahrradfahrer geöffnet worden. Viele Interessierte warteten an beiden Seiten der Ems auf die Freigabe und überquerten dann den Fluss.
Im Jahr 2015 hatte ein Frachter die geschlossene Klappbrücke gerammt und zerstört. Seitdem mussten Reisende für die Ems-Überfahrt Busse des Ersatzverkehrs nutzen, und auch der Fuß- und Radverkehr wurde jahrelang über Umwege geleitet. Zwischenzeitlich bot auch eine Fähre zwischen Weener und Mitling-Mark an der Ostseite die Emsüberfahrt an.

Die Nutzung der neuen Brücke durch Radfahrer und Fußgänger ist allerdings tideabhängig und nicht in einem festen Zeitplan geregelt. Zwei Stunden vor und nach Hochwasser sollen größere Schiffe die geöffnete Brücke queren können und steht Radfahrer und Fußgänger in diesen Zeiten somit nicht zur Verfügung. Für die Bahn steht aber trotzdem ein Superlativ im Vordergrund: Nach DB-Angaben soll die 335 Meter lange Anlage die größte Hub-Dreh-Brücke für den Eisenbahnverkehr in Europa werden. Durch den Neubau der Brücke sollen Züge von Leer wieder grenzüberschreitend in die Niederlande fahren können, ab wann, ist jedoch noch nicht klar.

Die Planung der Friesenbrücke war von vielen öffentlichen Diskussionen begleitet. Der Papenburger Werftchef Bernard Meyer bezeichnete den Neubau als eine historische Chance, hatte aber offenbar größere Pläne für die Zukunft, wie sich später zeigte. Eine moderne Konstruktion könne den Schiffsverkehr auf der Ems erleichtern und den Aufwand bei Überführungen von Schiffsneubauten reduzieren, zitiert die Nordwest-Zeitung Meyer am 03.11.2016; Meyer habe dies unter Hinweis auf die 4200 Beschäftigten bei der Werft und in der Hafenwirtschaft in Papenburg vorgebracht.
Zunächst ging man aber weiterhin davon aus, dass spätestens im Jahr 2021 die „längste Eisenbahn-Klappbrücke Deutschlands“ den Zugverkehr an der Bahnstrecke Groningen-Leer wieder ermöglichen würde, konnte man dem Bericht der Zeitung entnehmen. Dazu sollte das Land Niedersachsen der Bahn einen zinslosen Kredit von 30 Millionen Euro geben.
Aus diesen Planungen wurde bekanntlich nichts, denn der Meyer Werft gefiel die schnelle Lösung mit einer Klappbrücke nicht. Sie habe um Aufschub gebeten, damit die unterschiedlichen Entwürfe mehrerer Ingenieurbüros und die Kostenschätzungen abgeglichen werden könnten, berichtete der Weserkurier am 13.04.2017.
Der Wattenrat erinnert am 30.08.2017 an den Aufwand bei Schiffsüberführungen der Meyer Werft: „Für die riesigen Kreuzfahrtschiffsneubauten der Meyer Werft stellte diese Brücke bisher das letzte Nadelöhr auf dem schmalen Fluss dar. Bei jeder Überführung musste das Mittelteil aufwändig mit einem Schwimmkran herausgehoben werden.“ Das war nach der Havarie nicht mehr nötig.
Am 13.06.2018 berichtet die NOZ dann über weitere Kostensteigerungen bei der Friesenbrücke. Durch den Planungswechsel von der Klappbrücke zur Drehbrücke stieg die Kostenschätzung zunächst auf 50 Mio. Euro, danach wurden 66 Mio. Euro angegeben, im Juni 2018 war dann von 80 Millionen Euro die Rede – geplante Fertigstellung im Jahr 2024.
Danach waren 125 Mio. Euro angenommen worden, und im Jahr 2022 ging man dann von 200 Mio. Euro aus, so die NOZ am 23.08.2022. In dem Artikel wird die damalige Grünen-Landtagsabgeordnete Meta Janssen-Kucz (Borkum) wie folgt zitiert : „Die Brücke hätte schon längst wieder passierbar sein können, hätten die Großen Koalitionen in Land und Bund seinerzeit nicht die Zugeständnisse an die Meyer Werft mit einer Drehbrücke gemacht.“ Die Friesenbrücke könne so zur ‚Gorch Fock‘ der Bahn werden, orakelte Janssen-Kucs.“
Bei den 200 Mio. Euro scheint es nun zu bleiben, hörte man heute von der Deutschen Bahn. Warten wir ab, bis die Züge die Ems wieder in Richtung Niederlande überqueren können.