Windenergieanlagen in Wäldern – Vom forstlichen Widerstand und dem Schweigen der Lämmer

07.07.2025
Karl-Friedrich Weber, Fachlicher Berater der BUND-Kreisgruppe Helmstedt, gibt regelmäßig den „Waldbrief“ heraus. In der Ausgabe Nr. 75 vom 21.06.2025 befasst sich das Informationsangebot mit Windenergieanlagen (WEA) in Wäldern. Da das Thema mit den geplanten WEA im Eleonorenwald in Vrees gerade im Emsland akut ist (siehe auch NOZ vom 01.07.2025), weisen wir gern auf diese Ausgabe hin.
Hier ein Auszug:
Als in den 1990er Jahren die ersten Harvester in der Durchforstung junger Buchenbestände zum Einsatz kommen sollten, waren wir Revierleiter uns auf einer Dienstbesprechung einig: in unsere Reviere kommt diese Maschinentechnik nicht. Wenige Jahre später gehörten sie zum Standard, einschließlich minimierter Gassenabstände auf 20 m und maximierter Bodenzerstörung auf den befahrenen Flächenanteilen. In den 2010er Jahren wurde die Strukturzerstörung der oberen Waldbodenhorizonte durch den Einsatz von Häckslern und Mulchgeräten zu Vorbereitung maschineller Pflanzungen zum gewohnten Bild in den Forsten. Und die Lämmer schwiegen und vollzogen.
Windenergieanlagen in niedersächsischen Wäldern waren in seltener parteipolitischer Einigkeit ein Tabu. Es waren die Grünen, die zuerst daran rüttelten: auf abgestorbenen Fichtenflächen könnte man (vielleicht) doch …; natürlich im Einklang mit dem Naturschutz; in der Kontinuität sich wiederholender Argumente. Zunächst eindimensionale scheinlogische Begründungen – wer könnte heute gegen regenerative Energie sein? –;alles ist vernünftig, alles ist alternativlos, wie stets. Die Dinge liegen nun einmal tiefer, und es geht um mehr.
Es geht um Klimarettung und um Zukunft. Und es geht um Geld, sehr viel Geld. Lehrbuch-Kapitalismus in Reinform. Bürgermeister können es kaum erwarten, bis ihre leeren Kassen durch ein ausgeklügeltes Zuwendungssystem gefüllt werden. Bürgerbeteiligungen wachsen wie Pilze aus dem Boden. (…).

Wälder haben einen Vorteil: man hat es mit großen Eigentümern zu tun. Vorneweg der öffentliche Wald – Landesforsten, Kommunalforsten, Forsten öffentlich-rechtliche Stiftungen. Wälder sind die letzten großflächigen biologischen Systeme, Temperatursenken, mit eigenen Wasserkreisläufen. Es sind die Klimaaggregate. Jetzt wird auch hier zum Großangriff geblasen – und ihre Sachwalter schweigen. Die Fortschreibung des niedersächsischen Landesraumordnungsprogrammes setzt für die Landkreise Flächenanteile fest: zunächst auch 2223 Hektar Vorranggebiete für Wald, darunter historisch alte Laubwälder – Zug um Zug fallen Tabus. Die Hemmschwellen sinken, Gewöhnung ist alles. Windkraft über Wäldern, na und? Wo ist das Problem?
Den Waldbrief findet man unter folgendem Link: https://bund-helmstedt.de/fileadmin/helmstedt/pdf/75-Waldbrief-21-06-2025-Windkraft-in-Waeldern.pdf