Dörpen wörtlich berichtet über den Schuldenstand der Gemeinde

19.05.2025
In diesen Tagen wird die Ausgabe 1/2025 des Mitteilungsblatts Dörpen Wörtlich
in der Gemeinde verteilt. Erfolgsmeldungen aus der Wirtschaft sind in dieser Ausgabe rar, Ehrungen gibt es dafür reichlich.
Relativ informativ ist der Beitrag über den Haushaltsplan für das Jahr 2025. Über 11 Millionen Euro sollen an Investitionen ausgegeben werden, davon 6 Millionen Euro für Flächenankäufe im Industriegebiet. Diese seien äußerst bedeutend für die weitere wirtschaftliche Entwicklung von Dörpen und eröffne vielversprechende Optionen, ist weiter im Beitrag zu lesen – man ist also optimistisch…
Manche Option hat sich in der Vergangenheit allerdings als Illusion herausgestellt, etwa der Bau eines Kohlekraftwerkes (s. NOZ vom 26.05.2011), die Ansiedlung von Tesla (siehe NOZ vom 26.12.2016 und NOZ vom 14.11.2019) oder einer VW-Batteriezellfabrik, für die sich Dörpen und Papenburg gemeinsam angeboten hatten, s. NOZ vom 26.03.2021.
Dörpen wolle nicht weiter „Vizemeister“ bei Standortansiedlungen werden – den Fokus wolle man für die nächsten fünf Jahre vor allem auf das Industriegebiet richten, berichtet die NOZ am 18.11.2021 von der konstituierenden Ratssitzung der aktuellen Periode.
Vier Jahre später ist hiervon noch wenig zu sehen. Dafür steigt die Verschuldung der Gemeinde auf etwa 12,8 Millionen Euro, eben wegen der hohen Kosten für Flächenankäufe.
Im Vergleich zu anderen Gemeinden in der gleichen Größenklasse sei das schon eine sehr hohe Verschuldung, wird im Artikel eingeräumt, aber die Gemeinde Dörpen verfüge nun über ein ungewöhnlich hohes verwertbares Vermögen an unbebauten Grundstücken, davon 123 Hektar Industrieerwartungsflächen. Ob die entsprechenden Erwartungen eintreten, bleibt – selbstredend – abzuwarten.
Millionenbeträge in Gemeindehaushaltsplänen sind nicht für alle Bürger einfach zu erfassen und zu bewerten. Leichter verständlich sind dagegen Angaben zur Pro-Kopf-Verschuldung der Einwohner einer Gemeinde. Diese Zahlen findet man aber nicht im Beitrag in Dörpen wörtlich, wohl aber im Haushaltsplan für das laufende Jahr.
2.270 Euro je Bürger der Gemeinde wird die Pro-Kopf-Verschuldung planmäßig zum Ende des Jahres betragen, wie wir bereits am 03.04.2025 berichtet haben. Im Jahr 2017 lag dieser Betrag noch bei lediglich 217 Euro und stieg bis 2024 auf 1.113 Euro. Nun verdoppelt sich die Pro-Kopf-Verschuldung also innerhalb eines Jahres, eben wegen der Flächenzukäufe.
Die Bürger der Gemeinde werden diese Entwicklung wohl nur noch weiter mittragen, wenn bald das „Vizemeister-Image“ abgelegt werden kann, also eine nennenswerte Industrieansiedlung erfolgt. Ansonsten könnte Dörpen bei dem aktuellen Schuldenstand auch vom Vizemeister zum Absteiger in der gleichen Größenklasse werden.