Rhede geht bei der Wohnraumschaffung voran – kann Dörpen mithalten?

04.09.2024
In Rhede wurde eine „Bürgergenossenschaft“ zur Schaffung von Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen gegründet. Rainer Schulz-Bender aus Dörpen war als Gast dabei und hat für uns den nachfolgenden Beitrag verfasst.

Ja, das war eine Veranstaltung, die Eindruck gemacht hat! Das Thema war notwendigerweise phasenweise trocken, da es um Zahlen und Kalkulationen ging, aber das Engagement und die Energie der vielen Ehrenamtlichen, die hinter diesem Projekt stehen, hat großen Respekt verdient. Aber worum geht es?
Seit 2021 haben sich auf Initiative des Bürgermeisters Menschen zusammengetan, um den Bürgerinnen und Bürgern der Einheitsgemeinde Rhede ein Projekt zu entwickeln, das auf einen längeren Zeitraum ausgelegt ist mit dem Ziel, der Gemeinschaft einen Nutzen zu schaffen. Es wurde eine „Bürgergenossenschaft“ gegründet, die als erste Maßnahme ein Wohnhaus für sechs Mietparteien bauen will. Diese Wohnungen werden an Menschen mit geringem Einkommen vermietet oder auch an Auszubildende, die von außerhalb von den Betrieben angeworben werden um so dem Fachkräftemangel entgegenwirken zu können. Später sollen weitere Projekte im Bereich Energiegewinnung folgen, auch wieder mit Beteiligung der Bürger und zu ihrem Wohl und Nutzen.

Im Team der Bürgergenossenschaft wirken erfahrene Personen aus unterschiedlichen Berufsfeldern mit, sodass Planung, Bauausführung, Vermarktung, Finanzierung usw. in kompetenten Händen liegen.
Das Beeindruckende dabei: Alle Akteure arbeiten neben ihrem beruflichen Engagement ehrenamtlich und haben bisher schon unzählige Stunden eingebracht, nicht zuletzt um die enormen bürokratischen Hürden zu meistern. Und noch etwas Besonderes: Die Initiative ging im Wesentlichen vom Bürgermeister aus und es ist ihm gelungen, ein Team von Fachleuten um sich zu versammeln und für diese Idee zu begeistern. Es handelt sich also nicht um ein Firmenkonsortium mit dem Ziel der Gewinnmaximierung.
Dazu passt auch die Form der Finanzierung: Bürgerinnen und Bürger können sich beteiligen mit Beträgen von 250 bis maximal 5000€, Firmen bis 12500€ und unabhängig vom eingesetzten Geld hat jedes Mitglied der Bürgergenossenschaft eine Stimme, nicht mehr.
Einzelheiten sind für Interessierte nachzulesen unter bg-Rhede.de.

Woraus ergibt sich nun die Begeisterung für dieses Vorhaben? Es sind viele Faktoren neben der eigentlichen Idee. Es ist gelungen, eine ganze Gruppe von Fachleuten hinter „der Politik“ zu versammeln und über längere Zeit sich gemeinsam den vielfältigen Problemen und Schwierigkeiten zu stellen ohne dass persönliche Vorteile oder Gewinne für die Beteiligten zu erwarten sind und obwohl weitere Arbeit auf alle Ehrenamtlichen zukommen wird.
Man darf auch nicht vor der Frage zurückweichen, warum ein solch relativ großes Projekt in Rhede unter Beteiligung vieler Bürger und Bürgerinnen umgesetzt werden kann, aber in anderen Gemeinden sind solche Ideen noch nicht einmal im Ansatz erkennbar. Es kann keine Zukunftsperspektiven geben, wenn eine Gemeinde oder Samtgemeinde nur verwaltet wird ohne dass es interessante Impulse aus dem Rathaus gibt. Stillstand ist nicht nur Rückschritt sondern zeigt auch ein gewisses Desinteresse am zukünftigen Wohlergehen der Menschen und Betriebe, für die man politische Verantwortung trägt.